DOCUMENTA KASSEL 16/06-23/09 2007

Die documenta 12 präsentiert ihre Künstler


Gut dreieinhalb Jahre wurde an der documenta 12 gearbeitet und über 500 Kunstwerke sind in Kassel versammelt.
Gut drei Tage vor Beginn der Ausstellung lüften der künstlerische Leiter Roger M. Buergel und die Kuratorin Ruth Noack das Geheimnis um die Künstlernamen.





Soweit die Fakten. Nun zur Poetik der documenta 12:

„Wir begreifen die Ausstellung als ein Medium. Damit bewegen wir uns weg von der Repräsentation der ‚besten KünstlerInnen der Welt‘ hin zur Produktion eines Erfahrungsraums, in dem es möglich wird, die Begriffe ‚Kunstwerk‘ und ‚Publikum‘ aneinander zu schärfen. Was ist zeitgenössische Kunst, was ist ein zeitgenössisches Publikum, was ist die Gegenwart? Die Erfahrung von Kunst ist stets die Erfahrung eines Lebenszusammenhangs. Wollen wir dieses Verhältnis neu bestimmen, so brauchen wir ein Mittel, das uns unserem unmittelbaren Lebenszusammenhang entrückt. Die ästhetische Erfahrung, die dort beginnt, wo Bedeutung im herkömmlichen Sinne endet, kann ein solches Mittel sein.

Unsere drei Leitmotive, die Frage nach der Moderne, nach dem bloßen Leben und nach der Bildung haben uns anfangs ermöglicht, eine Ausstellung, die erst im Entstehen begriffen war, zu denken und zu diskutieren. Inzwischen haben sich die Fragestellungen überlagert; an verschiedenen Stellen blitzen thematische Schwerpunkte hervor, doch in der Regel sind Werke und Werkgruppen auf mehr als eines der drei Leitmotive zu beziehen.
Hinzugekommen ist das Interesse an der ‚Migration der Form‘, ein Motiv, das zweierlei meint. Zum einen geht die Ausstellung auf historisch belegbare Formenschicksale ein und unterstützt damit die These, dass die Globalisierung keine Erfindung der Neuzeit ist. Zum anderen werden einzelne Werke formalästhetisch zueinander in spekulative Bezüge gesetzt.
Uns geht es dabei nicht um die korrekte Interpretation, sondern darum, das einzelne Werk aus seiner Überdeterminierung durch überkommene Zuschreibungen zu befreien und den Blick der BetrachterInnen zu öffnen. Oftmals werden der einen oder dem anderen Hintergrundinformationen fehlen. Wir privilegieren die direkte Erfahrung vor dem Kunstwerk, nicht weil wir meinen, dass sie ausreiche, um zu einem Urteil zu kommen, sondern vielmehr wissen wir, dass selbst den ExpertInnen unter uns das notwendige Wissen fehlt, einem jeden Werk wirklich gerecht zu werden. Und das ist auch nicht durch dicke Wälzer oder lange Texttafeln zu kompensieren, die dann in der Ausstellung in Konkurrenz zum Kunstwerk treten.
Wir verbinden die Erfahrung der eigenen Lücken mit der Forderung nach Bildung, einer Bildung, die zwischen staatlicher Verantwortung und Selbstsorge austariert werden will. Als ephemere Institution kann die documenta 12 nur ihr Scherflein dazu beitragen, dieses aber dann in Form eines dafür umso avancierteren Vermittlungsprogramms. Als Teil der Ausstellung versteht die Vermittlung ihre Arbeit mit dem Publikum auch jenseits von Serviceleistung und Ökonomie als eine Möglichkeit, die Poetik der documenta 12 aufzunehmen und weiterzureichen.“

Ruth Noack und Roger M. Buergel im Juni 2007


Das documenta 12 Team



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