DOCUMENTA KASSEL 16/06-23/09 2007

Modenschau von Oumou Sy

22. September, 21:00 Uhr, Kulturbahnhof, Bahnhofsplatz 1

Am 22. September fand im Kulturbahnhof in Kassel eine Modenschau der senegalesischen Künstlerin und Modemacherin Oumou Sy statt. Gezeigt wurden ganz neue Kollektionen sowie eine Retrospektive ihrer Arbeiten, darunter die historische Revue von Gewändern afrikanischer Königinnen und Könige. Neben 10 Modellen, mit denen Oumou Sy schon seit langem arbeitet, traten 150 TeilnehmerInnen aus Kassel und Umgebung bei der Modenschau auf.

Foto: Isabel Winarsch

„Métissage“: Mischmasch oder Kreuzung nennt Oumou Sy ihre künstlerische Methode, die leichtherzig mit verschiedenen Traditionen, Stilen und Materialien arbeitet. Federkragen, Perlschnüre und Amulette gehören ebenso in Sys Repertoire wie Metall und Vinyl. Sie benützt alte Webtechniken und Färbeverfahren, stickt, verarbeitet Leder, stellt Schmuck her. Sie verwendet handgewebte oder natürlich gefärbte Stoffe aus Baumwolle, Seide oder Raphia, feine Gewebe mit Metallfäden.

Dabei bedient sich Oumou Sy unterschiedlicher Formenrepertoires und entzieht sich damit den üblichen geopolitischen Zuschreibungen und der verbreiteten „Forderung nach Identität“ (Olu Oguibe), mit der KünstlerInnen aus nicht-euroamerikanischen Zusammenhängen oft konfrontiert sind. Das Afrika Oumou Sys ist sicher größer und vielfältiger als das gemeinhin medial gezeichnete: Mit ironischer Nonchalance durchkreuzen ihre Kreationen die beschränkte Vorstellungswelt von einem Kontinent, der in der westlichen Welt gemeinhin als Krisenherd oder Safarirevier vorkommt. Oumou Sys Bewusstsein für Formen ist immer auch ein Bewusstsein für die Geschichte, denen die Form abgerungen ist.

Besonders deutlich wird das an dem historischen Bilderbogen afrikanischer Königsgewänder, der die letzten Jahrhunderte senegalesischer Geschichte zitiert. Dakar war jahrhundertelang Schnittpunkt verschiedener Handelsrouten und stand so im Zentrum vielfältiger Migrationen, die in der Sprache der Mode deutlich werden. So reicht Sys royale Revue von der mythischen Prinzessin Assian Yatabaré, die einer goldene Tränen weinenden Schlange geopfert werden sollte, bis zu dem mauretanischen König Ouldou Mokhtar, der mit Sklaven- und Frauenhandel Profit machte.


Zur Biografie Oumou Sys

Die Modeschöpferin Oumou Sy arbeitet an der Schnittstelle von Mode, Kunst und sozialem Raum. Sie geht in ihren Kreationen frei mit Materialien, Formen, Mustern und Stilen um. Aus dem Zusammenspiel von traditionellen Stoffen und Motiven sowie modernen Elementen entstehen neuartige, stil- und humorvolle Kompositionen. Sy ist im Bereich Haute Couture und Prêt-à-porter tätig, entwirft aber auch Schmuck und Accessoires oder Kostüme für Kino und Theater. Auch die Straße ist ein möglicher Ort für ihre Kollektionen. So hat sie den „Karneval von Dakar“ begründet, den sie seither mitgestaltet, ebenso wie die dortige internationale Modewoche.

Sy engagiert sich für die Ausbildung von ModedesignerInnen und ihr Label „Made in Africa“. In eigenen Ausbildungsstätten unterrichtet sie SchülerInnen in traditionellen und modernen Techniken ihres Handwerks. Vor allem geht es dabei um den Aufbau von lokalen, nationalen und internationalen Infrastrukturen für die afrikanische Textilherstellung. Zudem eröffnete sie in Dakar das erste Internet-Café Westafrikas und gründete eine Initiative, die sich um den Anschluss mehrerer hundert senegalesischer Dörfer an das Internet bemüht.

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